Theresienstadt / Terezín

Auschwitz war der Schlachthof.
„Theresienstadt hingegen war der Stall, der zum Schlachthof gehört.“
(Ruth Klüger, ehem. Häftling des Ghettos)

Was war in Theresienstadt?

Theresienstadt wurde in den Jahren 1780 – 1790 von den Österreichern als Grenzfestigung gegenüber Preußen gebaut. Von 1941 bis 1945 diente die kleine Garnisionsstadt in Nordböhmen den Nazis als Zwischenstation für die Transporte nach Auschwitz. In der kleinen Festung, einer Bastion der Stadt war ein Gestapo-Gefängnis untergebracht. Ca. 150.000 Menschen wurden von den Nazis aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur „jüdischen Rasse“ nach Theresienstadt deportiert. Einige unter ihnen, vor allem die Menschen aus Deutschland, glaubten in „Bad Theresienstadt“ – dem „jüdischen Siedlungsgebiet“ in Ruhe gelassen zu werden. Sie bezahlten teilweise sogar die Fahrkarten, die sie nach Theresienstadt brachten. 87.000 Menschen wurden in Vernichtungslager transportiert. Nur 4.000 von ihnen überlebten. Auch die meisten Deportationen von Menschen aus Dresden führten über Theresienstadt. Die Nazis nannten das „die Endlösung“ und benutzten Theresienstadt in ihrer Propagandamaschinerie. Die Fassaden der Stadt wurden wie bei einem „Potemkinschen Dorf“ renoviert. Geschäfte, Bäder und Cafés wurden wie bei einer richtigen Stadt eingerichtet und ein Film über das „Jüdische Siedlungsgebiet“ gedreht. Die Leute, die bei diesem Film „mitwirkten“, deportierte man später nach Auschwitz. Auch das internationale Rote Kreuz ließ sich von dieser Farce täuschen. Kurz nach Kriegsende war die Kleine Festung von Theresienstadt Durchgangslager für Tschechische Bürger deutscher Nationalität, die unter der Regierung Benesch aus der Tschechoslowakai vertrieben wurden.

1947 entstand auf dem Gelände der Kleinen Festung die Gedenkstätte Theresienstadt. Die von den Nazis zwangsumgesiedelte tschechische Stadtbevölkerung von Terezín konnte ihre Gebäude wieder in Besitz nehmen. Gleichzeitig bezog wieder tschechisches Militär die Garnisonsstadt und bildete bis zur samtenen Revolution 1989 die ökonomische Grundlage der Stadt. Nach der Wende und dem Ende des Kalten Krieges wurde die Soldaten nicht mehr gebraucht und die Garnison wurde abgebaut. Seit 1999 stehen beinahe alle Kasernen der ehemaligen Festungsstadt leer und warten auf eine unbestimmte Zukunft.

Heute leben etwa 1.500 Menschen in Terezín. Es gibt wenig Arbeit und wenig Perspektive. Aber in der Stadt erinnern mehrere Gedenkstätten und Museen an die grauenvolle Geschichte. Sie alle werden von der Gedenkstätte Theresienstadt verwaltet. Es gibt derzeit in den zwei Unterkünften des Begegnungszentrums an der Gedenkstätte Theresienstadt ca. 75 Übernachtungsplätze für Teilnehmende von mehrtägigen Gedenkstättenfahrten. Weitere Bildungs- und Begegnungsstätten sind in Planung. Der Verein der Freunde und Förderer von Theresienstadt e.V. in Brandenburg plant seit einiger Zeit, in Terezín ein Bildungs- und Begegnungszentrum „Leo Baeck“ zu errichten.

Die tschechische Regierung und die Europäische Union sind dabei, die Zukunftsperspektiven von Terezín zu überdenken und planen, die Stadt als Gedenk-, Bildungs- und Begegnungsort umzunutzen. Mehrere Millionen Euro sind für die grundständige Sanierung der Maroden Gebäudesubstanz und der Fundamente der auf Sumpfboden errichteten Stadt notwendig.

Alle Informationen über das Ghetto Theresienstadt finden Sie auf dem Internetportal des Vereins Schwarzer Hahn e.V. und des niedersächsischen „Vereins zur Förderung Theresienstadt/Terezin e. V.“.

Gedanken von Ilse Weber (ehem. Häftling des Ghettos)

Ich wandere durch Theresienstadt das Herz so schwer wie Blei
bis jäh mein Weg ein Ende hat dort knapp an der Bastei.
Dort bleib ich an der Brücke stehn und schau ins Tal hinaus.
Ich möcht so gerne weitergehn. Ich möcht so gern – nach Haus.
„Nach Haus!“ – du wunderbares Wort, du machst das Herz mir schwer.
Man nahm mir mein Zuhause fort. Ich habe keines mehr.
Ich wende mich betrübt und matt, so schwer wird mir dabei.
Theresienstadt, Theresienstadt, wann wohl das Leid ein Ende hat –
wann sind wir wieder frei?