Ahoj,

Als ich diesen Blogeintrag letzte Woche begann, dachte ich, dass ich bald fertig würde. Aus einem ganz einfachen Grund wurde daraus allerdings nichts: Wir hatten unsere erste Gruppe in Terezín! Es waren wirklich anstrengende vier Tage, die mich aber auch unglaublich in meiner Motivation gestärkt haben. Die Teilnehmer dieser Gedenkstättenfahrt und auch ihre Betreuer waren klasse, interessiert, respektvoll und super nett.

Jetzt kommt also mit etwas Verspätung mein aktueller Artikel:

Schon wieder ist eine sehr spannende Zeit in Tschechien vergangen! Zusammen mit der Gruppe einer unserer Vorgänger sind wir nach Prag gefahren und haben dort ganz touristisch eine Führung durch den Altstädter Ring und das jüdische Viertel gemacht. Außerdem stand für Kim und mich ein Besuch der Prager Nationalgalerie an, in der momentan eine Wanderausstellung des chinesisches Künstlers und Aktivisten Ai Weiwei zu sehen ist. Der Trade Fair Palast, in dem heute die Nationalgalerie untergebracht ist, wurde im zweiten Weltkrieg als Versammlungsort für Juden verwendet, bevor sie nach Theresienstadt deportiert wurden. Vor diesem Hintergrund ist die Ausstellung über die Flüchtlingskrise noch einmal besonders eindrücklich.

Im Ausstellungsraum befand sich ein übergroßes Schlauchboot, überfüllt mit Menschen.

Im zweiten Teil der Ausstellung gab es Kleidungsstücke und Schuhe von Geflüchteten, die in Auffanglagern liegen geblieben sind. Dies alles stand auf einem Whatsappchat, in dem zwei Jahre lang Informationen zur Flüchtlingskrise gesammelt wurden.

Auch am Wochenende beglückten wir Prag wieder mit unserer Anwesenheit. Zum Festival des deutschsprachigen Films trafen wir uns mit Zoe und den Freiwilligen aus Prag. Wir trafen uns mit Zoe schon im Zug nach Prag, der den schönen Namen Petr Ginz trug.

Petr Ginz war ein Junge, der zwei Jahre lang in Theresienstadt eine illegale Zeitung herausgab.

In einem wirklich wunderschönen Kino am Vazlavske namesti schauten wir uns „Der junge Karl Marx“ an, einen wirklich lohnenswerten Film.

Mindestens genauso lohnenswert ist auch das Kino Lucerna, in dem wir den Film anschauten. Auch wenn man nichts versteht, alleine die Innenarchitektur ist wunderschön

Während wir im Kinosaal saßen, wählten die Tschechen ihren Untergang. Und ich weiß, man sollte sich nicht in die Politik anderer Länder einmischen, von der man eigentlich nichts weiß (und es ist verdammt schwer, einen Überblick über die Tschechische Parteienlandschaft zu bekommen).
ABER: Wie könnt ihr nur?
Mit 30% wurde die rechtspopulistische Partei ANO die stärkste Partei Tschechiens.

Andrej Babiš, der Vorsitzende dieser Partei, Unternehmer, Milliadär und Besitzer zweier tschechischer Zeitungen, hat mittlerweile angekündigt, alleine zu regieren.
Was uns besonders erschreckt ist aber nicht nur, dass ausgerechnet Babiš gewonnen hat, sondern dass Tschechien so unpolitisch ist! Kaum jemand, nicht einmal Menschen, die im historisch/politischen Bildungsbereich arbeiten, interessiert sich für die eigene Politik.

Sogar in Terezín hängen die Plakate der ultra rechten Partei SPD

Doch trotzdem ließen wir uns unser Wochenende nicht von den Wahlen vermiesen. Also verbrachten Zoe und ich den gesamten Sonntag damit, unser Tramticket bis an die Grenzen auszunutzen: Wir fuhren so viel und so weit wir konnten.

Ganz touristisch: Selfie am Metronom

Ein ganz besonderer Ort: Der Letna Park, auf dem Weg zur Burg. Wir fanden diese Schaukel und nahmen sie direkt in Beschlag. Wahrscheinlich zum Leid einiger anderer interessierter Menschen

Neben unserer ersten Gruppe, Prag und Terezin fand für mich jedoch noch ein weiteres Highlight statt: Die Eröffnung der tschechisch-deutschen Kulturtage in Dresden. Dort gab es Essen, ein Konzert eines mährischen Sinfonieorchesters, Essen, Bier und Wein, Essen und super nette Menschen! Alles in allem war es ein wunderbarer und gelungener Abend.

Update vom 31.10.: Mein Handy ist wieder bei mir! Nach fast zweieinhalb Wochen habe ich nun endlich mein Smartphone wieder.