Ahoj,
nun ist schon mehr als eine Woche seit meiner Ankunft in Lito vergangen und ich habe das Gefühl, als hätte ich schon drei Monate hier gelebt! Und zwar im positiven Sinne. Unsere Wohnung ist mir jetzt schon richtig ans Herz gewachsen, Lito ist eine wunderschöne Stadt, die WG ist super und ich habe bereits so viel erlebt und so viele tolle Leute kennengelernt, dass es mir richtig schwer fällt, hier nicht viel zu viel zu schreiben.
Ich werde also erstmal thematisch anfangen:
Lito:
Am ersten Abend in Litomerice habe ich einen langen Spaziergang im Sonnenuntegang gemacht. (Und spätestens da war ich verliebt in diese Stadt)
Eine kleine Auswahl an Lito-Fotos habe ich hier schon einmal bereit gestellt, aber in den nächsten Wochen und Monaten werden es bestimmt noch viel viel mehr. Momentan ist das Wetter leider oft nicht so gut, und wenn es das Wetter mal zulassen würde, schöne Fotos zu machen, dann bin ich meistens arbeiten.
Terezín:
Als ich am 1. September Richtung Tschechien gefahren bin, dachte ich, dass ich bereits ein relativ gutes Grundwissen über Terezin habe. Wie ich mich da geirrt habe! Die letzten sieben Tage bestanden fast ausschließlich aus Lesen und Recherchieren. Jetzt ist mein Führungskonzept zwar halb fertig und viele der Bücher aus unserem Regal schon gelesen, aber ich fühle mich noch unwissender als vorher.
Je mehr Zeit ich hier verbringe und je mehr ich über das Ghetto lese, desto bewusster wird mir, welche Verantwortung wir hier tragen. Es ist echt keine leichte Aufgabe, den gesamten Aufenthalt von Jugendgruppen zu planen und dann durchzuführen. Allerdings verstehen Kim und ich uns sehr gut und bekommen wahnsinnig gute Unterstützung von unserer Koordinatorin.
Alles Andere:
Direkt an unserem ersten Wochenende (und praktischerweise auch an meinem Geburtstag) fand in Lito das Vinobráni, also das Weinfest, statt. Für mich war dieses Wochenende ein super intensiver und lustiger Crashkurs in Tschechischer Kultur und Sprache. Und ganz nebenbei habe ich viele neue Menschen kennengelernt.
Sehr sehr schnell wurde ich an Tschechischen Wein, Tschechisches Bier und Tschechische Musik herangeführt.(Meine neue Lieblingsband heißt Chinaski, aber wahrscheinlich mag ich sie nur solange wie ich die Texte noch nicht verstehe;))
Gleichzeitig war Niklas, einer unserer Vorgänger, mit einer Gruppe da, die wir begleiten durften. Das hieß zwar, dass wir zusätzlich zum Weinfest auch noch jeden Morgen früh aufstehen mussten um zur Gruppe nach Terezin fahren zu können. Allerdings hat es sich total gelohnt! Erstens haben wir mit Niklas viel Spaß gehabt (Ich sage nur „Bazar“) und zweitens konnten wir eine Menge von ihm und seinen Führungen lernen.
Im weiteren Verlauf unserer ersten Woche kam dann die erste große Überraschung: wir haben einen ungeplanten Mitbewohner bekommen. Er heißt Mikesch, ist ca. 14-16 Wochen alt und der neugierigste Kater, den die Welt je gesehen hat. Er setzt sich sogar freiwillig in den Kühlschrank (aus dem er leider immer wieder raus springt, wenn man ein Foto machen will).

Da ist er, der Kater Mikesch.
Mit einem neune Kater im Gepäck konnte es dann also ins zweite Wochenende in Lito gehen: Wir haben unserer besonderen Nachbarstadt Ústi einen Besuch abgestattet, uns mit anderen Freiwilligen getroffen, Lito besser kennengelernt (d.h. in einem Antiquariat tschechische Kinderbücher gekauft und ein wundervolles Café besucht), in Prag eine Bootsfahrt der jüdischen Gemeinde gemacht (mit Live-Musik!) und am Sonntag Abend die Wahl verfolgt. ( Sogar am Montag beim Mittagessen musste einer unserer Kollegen noch unsere Enttäuschung aushalten).

Unser Besuch in der Čajovna, meinem neuen Stammcafé in Lito. Vor allem das Schokofondue war grandios

Unsere WG, die Antifaomas (und Opas): Auf diesem Bild sind wir alle drauf, die legalen und illegalen Mitbewohner

Der wohl skurrilste Ort Terezins (vielleicht abgesehen vom Nostalgiemuseum und einigen anderen Einrichtungen und Schaufensterauslagen). Aber dieser Bazar direkt gegenüber unseres Büros punktet schon sehr hoch auf der Skala. Man kann dort alles finden, alles! Sogar deutsche Sticker mit zweifelhaften Aussagen