Ahoj,
04. Dezember, 17:00. In der nordböhmischen Stadt Litoměřice steht auf dem Marktplatz nun riesiger leuchtender Weihnachtsbaum. Drumherum sind verschiedene Stände mit Weihnachtsdeko und Glühwein aufgebaut. Als Kim und ich von der Arbeit nach Hause fahren, ist der gesamte Platz gefüllt, eine Band spielt Weihnachtslieder und Kinder hüpfen aufgeregt durch die Gegend. Wir nehmen uns vor, dieses bunte Fest zu besuchen.
04. Dezember, 18:00. Unsere WG verlässt hungrig und gespannt die Wohnung in Richtung Marktplatz. Als wir ankommen sind noch drei Stände geöffnet. An einem gibt es Gyros und an einem anderen golden angesprühte Mistelzweige.
Allgemein sind die Weihnachtstraditionen hier in Tschechien ähnlich, aber auch ganz anders. Hier kommt am 06. Dezember kein Knecht Ruprecht sondern ein Engel und ein Teufel. Fast überall kann man diese Gestalten nun bewundern. Auf Kofolaflaschen, auf der Fidorka, ja sogar als Salami!

Hier leider nur als kleine Figuren, da ich keine Zeit hatte, die leibhaftigen Gestalten zu fotografieren. Einmal habe ich allerdings fast den Mikulás überfahren, als ich von Terezín nach Hause fahren wollte.
Neben Traditionen wird auch die Weihnachtsdeko sehr ernst genommen. Besonders faszinierend ist ein leuchtendes Drahtkostrukt, das im Brunnen in Terezín deponiert wurde, sodass es nachts aussieht als würde leuchtendes Wasser sprudeln. Wenn wir darüber sprechen, nennen wir es mangels anderer Bezeichnung immer „Das Ding“ Doch auch Prag hat abenteuerliche Ideen.

Auch Prag hat faszinierende Ideen, wenn es um Weihnachtsdekorationen geht.

Schnee in Prag. Es ist zwar nicht viel liegen geblieben, aber trotzdem.
Auch unsere WG bereitet sich fleißig auf Weihnachten vor. Besonders beliebt ist bei Zoe und mir der grandiose Drei !!! Adventskalender, den wir (nicht sehr gewissenhaft) jeden Abend lesen. Als Weihnachtsgeschenke haben wir uns für einen gemeinsamen WG Adventskalender entschieden. Um es in drei Worten zu sagen: er ist abwechlungsreich, kulinarisch leicht fragwürdig und gemeinschaftsstiftend.

Unser Kekse- und Punschabend in der WG. Zoe, Lenka und André beim Verzieren.
Der Dezember an sich war ein sehr aufregender und weihnachtsmarkt- und deutschlastiger Monat. In Dresden mussten wir uns Anfang des Monats mehrmals durch die überfüllte Innenstadt und den noch überfüllteren Weihnachtsmarkt kämpfen. Erst nach bezahltem Wegezoll konnten wir an einem halbwegs ruhigen Ort unseren Glühwein trinken. Besonders schön war an diesem Wochenende aber „Der Kaiser von Atlantis“, eine Oper die in Theresienstadt geschrieben, aber nie aufgeführt wurde.
Als wir mal nicht in Deutschland unterwegs waren, sondern in Terezín arbeiten mussten, wurden wir trotzdem von neuen kulinarischen Eindrücken erschlagen. Denn wir hatten Besuch von Wien. Die Gruppe, bestehend aus Wiener Studenten, stellte mehr und schlauere Fragen als alle bisherigen Gruppen zusammen. Nebenbei erfuhren wir sehr sehr viel über Wien, die Uni in Wien, Sehenswürdigkeiten in Wien und Gender.
Direkt nach dieser Gruppe ging es schon wieder nach Deutschland. Auf noch mehr Weihnachtsmärkte, die eher nach Kirmes aussahen. Der Plan war, am Sonntag um acht in Berlin zu sein. Dass es ein riesiges Schneegestöber geben sollte, wussten wir allerdings nicht. Unser Bus hatte also schon eine beachtliche Verspätung aufgrund von Unfällen und Glätte. als wir gegen halb neun auf einer Autobahntankstelle anhielten. Nach der ersten Schneeballschlacht diesen Jahres ging es dann weiter. Allerdings nur kurz. Keine halbe Stunde später war die Fahrt allerdings schon wieder vorbei, diesmal wegen eines kaputten Tachomats.

Die Schneeballschlacht: Kim ist voll in ihrem Element.
Trotz Verspätung verbrachten wir eine schöne Zeit in Berlin. Wir plünderten die Bibliothek im Haus der Wannseekonferenz, verbrachten regnerische Nachmittage bei Dussmann und konnten Zeugen von spektakulären Beziehungsdramen werden. Auf unseren Touren durch die Stadt begegneten uns leider auch verschiedenste Weihnachtsmärkte, denen wir kaum ausweichen konnten.

Wenn ich nicht wüsste, dass dies ein Weihnachtsmarkt ist, würde ich es nicht für möglich halten.

Wenn es regnet, muss man eben kreativ sein.
Die letzten Tage vor Weihnachten und dem Besuch meiner Eltern verbringe ich wieder in Terezín. Es hat sich eine Menge Arbeit angestaut, die ich jetzt zu erledigen habe aber Veronika und ich haben auch eine Menge Spaß im Büro. (Wir versuchten zwar, das Rathaus in Terezín davon zu überzeugen, auf dem Stadtradio Weihnachtslieder zu spielen, aber daraus wurde leider nichts. Also hören wir sie jetzt im Büro.)
Ich wünsche allen wunderschöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Wir hören uns dann 2018 aus Israel wieder.