Die erste allgemeine Verwirrung

Mit einer Gruppe habe ich es nun endlich einmal geschafft, auf den Kelch am Rathaus hinaufzusteigen. Die Aussicht auf Lito von Oben hat sich auf jeden Fall gelohnt!

Ahoj ihr Lieben,

ich beginne heute einmal mit ein paar Beobachtungen, die wir in den letzten Monaten machen durften und die sich langsam den Weg nach draußen bahnen.

In einem Punkt bin ich mir sehr sicher: Reisebüros halten Winterschlaf um ihre Kräfte zu sammeln und uns danach vollkommen um den Verstand zu bringen. Plötzlich und aus heiterem Himmel krochen sie im März aus ihren Löchern, stürzten reihenweise über uns her und präsentierten uns ihre Pläne für das neue Jahr. „Geben Sie bitte eine Führung und einen Workshop für 90 Personen“, schrieben sie uns „und bitte versuchen Sie es auf vier Stunden zu begrenzen, mehr Zeit haben wir nicht“.

Die internen Abläufe der Gedenkstätte sind für sie ein großes Rätsel, das es zu akzeptieren, nicht aber zu verstehen gilt. Sie buchen Führungen über Mitarbeiter, von denen die gesamte pädagogische Abteilung noch nie etwas gehört hat, wenden sich an uns, obwohl sie die kleine Festung brauchen und wollen Workshops von uns haben, die gar nicht existieren. Immer wieder müssen wir erklären, dass wir keine reinen Guides sind, sondern Mitarbeiter der pädagogischen Abteilung. Und nein, wir können für die Gruppen leider kein Zeitzeugengespräch organisieren, wenn sie inklusive Führung nur drei Stunden bleiben wollen.

Bisher schienen unsere Absagen meistens zu wirken und die Reisebüros melden sich nicht mehrfach. Manchmal verirrt sich allerdings die ein odere andere Gruppe zu uns, die „über das Reisebüro XY schon alles organisiert hat und von uns jetzt nur noch den Workshop und das Zeitzeuginnengespräch“ haben möchte. Dass sie uns diese Anfrage lediglich eine Woche vor ihrem Wunschtermin geschickt haben, ist ihnen offensichtlich nicht sehr wichtig.

Was uns also oftmals bleibt, ist ein allumfassendes Gefühl der Verwirrung und ein sehr großes Maß an Belustigung. Denn es gibt wenige Dinge, die so unterhaltsam sein können wie Emails von potentiellen Gruppen.

 

Doch dies soll nicht nur eine seltsame Geschichte über Büroarbeit sein, sondern auch ein wenig mehr über meine letzten Wochen erzählen. Denn trotz anhaltender Erkältung und winterlichen Wochen hatte der letzte Monat unheimlich viel zu bieten.

Drei ganze Tage lang konnte ich meine Arbeit in Terezín für den Kulturhof tauschen, drei unglaublich kalte aber auch produktive und lustige Tage. Wir strichen die Kunsthalle, fegten und schrubbten den Speicher und strichen noch einmal. Am Abend wurden bei gemütlichem Zusammensein Würstchen, Gemüse und Käse auf dem Ofen gegrillt und am nächsten Tag ging die Arbeit dann wieder weiter.

Ja, Zoe und ich arbeiten sehr hart.

Unser hart erarbeitetes Abendmahl vom Ofen.

Nach einem unerwarteten Besuch aus Frankreich, Ostern in Dresden und einer unbeabsichtigen Schwarzfahrt, ging es dann endlich Richtung Taizé und einer wunderbaren Woche.

Nach einem unglaublich heftigen Gewitter in Taizé – zwei komplette Regenbögen, die im Feld nebenan zu beginnen scheinen

Die Folgen des oben Erwähnten Gewitters: Sieben Zelte, die vorm Wasser gerettet werden mussten.

Während mir die Zeit in Taizé half, viele Entscheidungen zu treffen und meine innere Ruhe wiederzufinden, war die Rückfahrt nach Hause ein einziges Chaos. Ich verbrachte die Nacht am Bahnhof in Dresden, hatte um vier Uhr morgens ein nettes Gespräch mit zwei Polizisten und eine Gruppe, die schon in Terezín auf mich wartete. Ich sprang also mit dem Kopf zuerst wieder in einen großen Haufen Arbeit, der mir zwar viel Spaß gemacht hat, aber auch unglaublich anstrengend war. Nach einer Stadtralley in Lito, bei der ich Übersetzerin spielen durfte und einem Ausflug nach Lidice und Prag, bei dem ich sehr ausführlich als Guide genutzt wurde, war ich wieder reif für einen Urlaub.

Eine weitere Einladung nach Řehlovice für das Wochenende nahm ich also sehr gerne an. Die dortige Vernissage der Ausstellung „photo selection graz II“ war wirklich lohnenswert und wurde vom schönen Wetter nur unterstützt. Am nächsten Tag nutzten wir dieses Wetter aus, um den Gemüsegarten zu eröffnen und einige Samen zu pflanzen. Mal schauen, wie viel sich da nächste Woche beim Kulturbrunch getan hat.

Die neue Ausstellung in Rehlo aus einer anderen Perspektive

Nach getaner Arbeit: Spielen mit Roberto. Der Hund scheint nie aufzugeben!

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