Ahoj,
Mein dritter Monat in Tschechien neigt sich so langsam dem Ende zu, und mit ihm verabschiedet sich nun auch endgültig der Herbst.
Schon seit Mitte November wird überall die Weihnachtsbeleuchtung montiert und sogar die ersten Adventsmärkte finden statt. Am Náměstí Míru ging das Weihnachtsspektakel sogar schon am 20. November los!
Die Novemberdepressionen sind trotz Kälte und Nebel noch nicht vollständig über uns gekommen, nur manchmal überkommt uns die Gelegentheitsfaulheit. An solchen Tagen sitzen wir den ganzen Tag in der Wohnung oder der Čajovna herum und freuen uns des Lebens.
Was hat uns der November also gebracht? Vieles, defintiv.
Zuallererst haben wir eine neue Mitbewohnerin in unsere WG aufnehmen dürfen. Nach fast zwei Monaten mit eigenem Haustürschlüssel ist Zoe aus Ústi nun zu uns nach Lito gezogen (natürlich nur um auf mich aufzupassen;) und tatsächlich habe ich das erste Mal seit drei Monaten wieder lächeln können… Naja vielleicht haben gewisse Basilikumbrownies auch ihren Beitrag geleistet;p). Zu viert ist das Leben in der WG gleich viel lebendiger, chaotischer und lustiger geworden und immer ist jemand da um Bewohner Nr. 5 zu beschäftigen. Zusätzlich haben wir einen unglaublich großen Kerzenschwund, nicht zuletzt aus dem Grund, dass Zoe gerne „so eine schöne Flasche mit Wachs“ haben möchte und ihr der natürliche Weg ein wenig zu lange dauert.

Im Zuge unserer Lasershow mussten wir natürlich auch eine Aufnahme von Lito bei Nacht machen.
Neben Zoe hat uns der November jedoch auch Besuch aus Deutschland gebracht. Nach meinem Eltern in September, ist letzte Woche Cara da gewesen! Wir haben die obligatorische Tour durch Terezín gemacht, waren auf einer Tanzveranstaltung der Čajovna, haben endlich mal wieder Doppelkopf gespielt und waren in Prag. Dazu gab es ein internationales Seminar in Terezín, neu geschnittene Haare und sehr sehr viel Spaß.

Das beste Statement, das die Lennon-Wall zu bieten hat!
Viele Ausflüge nach Prag:
Man könnte fast meinen, dass Prag mich diesen Monat zu oft gesehen hat. Definitiv war ich aber zu oft in unserem liebsten Café im vierten Stock und in der Tram. Doch meine vielen Besuche in der Stadt haben zum Vorteil, dass ich mich langsam mehr oder weniger gut auskenne und zumindest ganz gute Stadtpaziergänge machen kann, ohne mich zu verlaufen. Das Besondere Highlight war am 17. November der „Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie“, ein tschechischer Feiertag, an dem in Prag die besten Aktionen stattfinden. Es zwar zwar unglaublich kalt, aber auch wunderschön. Nur als wir nachts zurück nach Lito kamen und sich auf dem Pfützen schon eine Eisschicht bildete, trauerte ich für einen kurzen Moment der Sonne hinterher.
Gruppen und wachsende Routine in Terezín:
Nach zweieinhalb Monaten Arbeit in der Gedenkstätte ist es nun endlich so weit, dass ich anfange zu berichten. Meine Arbeit in Terezín zu beschreiben, ist auf den ersten Blick sehr einfach. In einem Satz beschrieben klingt es oft so ähnlich: „Wir organisieren die Gedenkstättenfahrt für deutsche Gruppen und führen deren Programm dann hier durch“. Das stimmt natürlich, aber es gehört auch noch viel mehr dazu. Denn „organisieren“ klingt einfach, ist aber eine super komplizierte Sache, vor allem wenn man alles was man tut mit den tschechischen Programmen überprüfen muss (am besten sogar mehrmals). Und wenn die Gruppen dann da sind, wird es nicht unbedingt einfacher. Viele Gruppenteilnehmer*innen sind total interessiert an uns und der Geschichte, und machen sehr gut mit. Wenn es dann aber Menschen gibt, die mutwillig die Innenausstattung der Gedenkstätte verschmutzen oder überhaupt keinen Respekt zeigen, dann hört der Spaß wirklich auf.
Zum Glück hatten wir diese Situation noch nicht oft und ich hoffe, dass es auch so bleibt. Denn meistens ist es eine super schöne Aufgabe, die wir in der Gedenkstätte haben. Es macht mir eine Menge Spaß, mit den Gruppenteilnehmenden zu arbeiten, das hätte ich vorher gar nicht gedacht!
Neben den Planen von Aufenthalten und der Betreuung der Gruppen haben wir aber auch noch Zeit, um andere Dinge zu tun. Wir haben schon viele Dokumente korrigiert und sind jetzt auf dem Weg, einen ganz eigenen Workshop zu entwerfen.

Nicht zu vergessen ist natürlich der Kater. Er ist frecher denn je und macht auch vor Lampen keinen Halt.